Methoden im Orgelunterricht
01
AUFWÄRMEN
02
ARBEIT AM STÜCK
03
DAS STÜCK ALS SPIEL
04
DAS ÜBEN LERNEN
Methoden im Orgelunterricht
Aufwärmen
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Mit kleinen technischen Übungen können im Call-Recall-Verfahren zwischen Lehrperson und Schüler*in Finger und Füße aufgewärmt und die Motorik trainiert werden.
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Das „Musikhaus“ ist ein von der Autorin entworfenes Spiel, bei dem sich die gleichen Fingerspitzen beider Hände berühren und einzelne Finger nach hinten gezogen werden. Das „Dach“ ist rund, so dass die Bewegung der auf der Taste entspricht, ohne das Gewicht der Taste zu haben.
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Ein ritualisierter Begrüßungsspruch gibt die Sitzposition und Körperhaltung vor.
Arbeit am Stück
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Die Noten einer Tonhöhe werden jeweils in der gleichen Farbe gemalt. Dann werden Regeln aufgestellt wie: „Nur bei Rot spielen, den Rest singen“ oder: „Nur bei Rot und Blau...“ usw. So kann das Stück Schritt für Schritt entdeckt werden.
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Den*die Schüler*in Motive im Notenbild erkennen lassen: Wo geht es hoch / runter? Wo ist ein Sprung / Schritt? Wie groß ist der Sprung? usw. Dies wird dann mit immer den gleichen Zeichen gezeichnet und für die Intervallgröße eine entsprechende Zahl zwischen die Intervalle geschrieben. Die Tonrichtung einer Tonleiter kann im Raum abgegangen werden, bevor das Stück auf der Orgel gespielt wird. (aufwärts = vorwärts, abwärts = rückwärts).
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Notenlinien werden auf den Boden geklebt und das ganze Stück wird vom*von dem*der Schüler*in gelaufen bzw. gesprungen (bei Intervallen). Dabei kann die Lehrperson auf der Orgel begleiten.
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Die Hand des*der Schüler*in wird umrandet und jeder Finger einer Farbe zugeordnet. Die Töne des Stückes werden mit der gleichen Farbe markiert.
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Wenn das Stück über die 5-Ton-Lage hinausgeht, kann die Veränderung der Handlage jeweils genau notiert werden, z.B. mit einem Pfeil in die Richtung und der entsprechenden neuen Fingerzahl. Dies sollte musikalisch angepasst mit einem Phrasierungsbogen oder einer Tonrepetition geschehen.
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Um einen rhythmischen Zugang zum Stück zu bekommen, wird der Rhythmus in der Originalaufteilung geklopft (rechte / linke Hand: auf die Oberschenkel klopfen, Füße: auf den Boden klopfen).
Das Stück als Spiel
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Taktweise oder motivweise wird zwischen Lehrperson und Schüler*in gewechselt.
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Über den Titel des Stückes wird eine eigene Improvisation gespielt, und anschließend kann überlegt werden, wie diese Improvisation mit dem notierten Stück verbunden werden kann.
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Die Lehrperson spielt einen Takt vor und der*die Schüler*in errät, um welchen Takt es sich handelt. Anschließend spielt der*die Schüler*in und die Lehrperson rät.
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Das ganze Stück wird stumm gespielt (dies kann als „Luftorgel“, auf einem Tisch oder mit ausgeschalteten Registern geschehen). Nun werden nach und nach ausgewählte Teile des Stückes „zum Leben erweckt“ und erklingen mit Tönen.
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Der Rhythmus (oder die Tonhöhen) eines Stückes werden auseinandergeschnitten und können wie ein Puzzle wieder zusammengesetzt werden. Dabei können auch andere Abfolgen entstehen.
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Das Stück wird als Geschichte erzählt und die Parameter entsprechend verändert, evtl. wird das Stück mehrmals hintereinander mit jeweils einer neuen Geschichte gespielt (z.B.: ein Elefant erscheint = alle Notenwerte werden augmentiert).
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Dem Stück können verschiedene Enden gegeben werden, z.B. ein trauriges und ein glückliches Ende, das mit einem entsprechenden Text unterlegt wird. Auf diese Weise können beliebige Wiederholungen entstehen.
Das Üben lernen / Hausaufgaben
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Für eine positive Lernatmosphäre ist es sehr wichtig, dass die Lehrkraft keine allgemein wertenden Aussagen über den Lernenden macht, sondern Sätze formuliert wie: „Dein Finger hat hier noch nicht den richtigen Weg gemacht. Wie können wir ihm das beibringen?“ Dabei bilden Lehrperson und Schüler*in gemeinsam ein Team und es können Anregungen für eine eigenständige Kontrolle gegeben werden.
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Um bestimmte Passagen eines Stückes zu verbessern, eignet es sich, verschiedene Varianten vorzuspielen, begleitet von der Frage: „Welche klingt schöner?“ So ist der*die Schüler*in aufgefordert zuzuhören und eine Ästhetik zu entwickeln. Die Lehrperson erklärt dann, wie dies umgesetzt werden kann („Ich gebe dir einen Tipp, wie du dein Ziel erreichen kannst“).
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Die Noten werden im Stillen „angeschaut“ und reflektiert. Das mentale Üben erfordert viel Konzentration. Der Vorteil ist, dass die Vorstellungskraft trainiert werden kann, unabhängig davon, ob die Muskeln und die Koordination schon bereit sind. Es bietet sich an, zunächst immer nur einen Takt auswendig zu lernen und dann auf der Orgel zu spielen. Die Noten können dabei an einem anderen Ort liegen oder von der Lehrkraft zugehalten werden.
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Darauf aufbauend kann auch das ganze Stück auf dem Tisch oder der Orgelbank gespielt werden, um Koordination und Bewegung unabhängig vom Tastendruck zu trainieren.
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Eine ähnliche Methode kann mit Tönen am Spieltisch durchgeführt werden: Es wird sich jeweils der nächste Ton oder Akkord in Bezug auf Klang und Handbewegung vorgestellt. Das fördert die Handhaltung, da ohne Kraftimpulse und in Entspannung gearbeitet wird, die Vorstellungskraft, die Konzentration und das direkte fehlerfreie Spielen, da es nicht im Nachhinein verbessert werden muss.
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Die „Hausaufgaben“ werden nicht als Übungen aufgegeben, sondern als Motivation, etwas zu spielen, etwas auszuprobieren, ein neues Motiv zu suchen etc. Hausaufgaben sind nichts Neues, sondern die Wiederholung des Unterrichts.
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Mit der Checkliste „Auf was höre ich heute?“ kann die rotierende Aufmerksamkeit trainiert werden.
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Vor Beginn jedes Stücks ist es wichtig, eine ritualisierte Vorbereitung durchzuführen, damit der Spieler mental und physisch vorbereitet ist.
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Die „Übebausteine“ können nach dem Kennenlernen im Unterricht auch selbstständig zu Hause angewendet werden.